Loss and Damage Fund - früher Etappensieg bei der COP28
Außergewöhnlich früh für Klimaschutzverhandlungen ist in Dubai am ersten Tag überraschend eine wichtige Entscheidung gefallen - die Einrichtung eines Loss and Damage Funds. Dieser wichtige Schachzug hat einen frühen Erfolg in den Verhandlungen gebracht und das sensible Thema von klimabedingten Schäden und Verlusten vor heiklen Tauschgeschäften in den letzten Verhandlungstagen bewahrt. Seit zwei Jahren laufen technische Vorverhandlungen für den Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste. Diese Verhandlungen zeichnen sich durch ihre Komplexität und Kontroversen aus und waren vor der COP 28 im November fast gescheitert. Der Erfolg, dass der Fond nun eingerichtet ist, ist das Ergebnis von etwa 30 Jahren Bemühungen vieler Gemeinschaften, einschließlich der Allianz der Kleininselstaaten (AOSIS). Sarah Louise Nash (Politikwissenschaftlerin an der UWK) verfolgt diese Diskussionen seit fast zehn Jahren und betont die Bedeutung der Entscheidung: “Die Einrichtung eines Fonds ist ein wichtiger prozeduraler Schritt, der die Sorgen und Forderungen von vielen betroffenen Ländern endlich ernst nimmt. Jetzt steht ein Gerüst und es bleibt abzuwarten, ob genug Gelder fließen, um die von Klimafolgen besonders betroffenen Menschen zu unterstützen und zu entschädigen.”
First Global Stocktake - harte Nuss bis zum Schluss
Der erste Global Stocktake - also die erste Bestandsaufnahme der globalen Treibhausgasentwicklung seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 - zog eine alarmierende Bilanz: mit +3°C Mitteltemperatur (2100) bewegen wir das Erdklima von einem für die menschliche Zivilisation optimalen Zustand weg. www.ccca.ac.at Aus physikalischer Sicht sei deshalb klar, dass ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern notwendig sei, um das Pariser Klimaabkommen einhalten zu können. Im Abschlusstext zum Global Stocktake steht das allerdings nicht. Max Nutz (Klimatologe an der GeoSphere Austria) meint dazu: “Die Wissenschaft dient zwar als Grundlage, hat aber bei den Verhandlungen keine Stimme mehr.” Das führe dazu, dass trotz beengtem Raum die wissenschaftlichen und politischen Diskussionen weit auseinander liegen. “Wichtig ist aber zu betonen, dass es große diplomatische Anstrengung und viel Arbeit der Verhandlungsleiter:innen benötigt, um bei so unterschiedlichen Interessen und Standpunkten von fast 200 Ländern einen gemeinsamen Output erstellen zu können”, hebt Nutz hervor. Mit den vorherrschenden politischen Gegebenheiten sei das Ergebnis des Global Stocktake also durchaus erfolgreich. Erstmals wird eine Abkehr von fossilen Energieträgern im Abschlussstatement festgeschrieben, was auch für nationale Klimaschutzpolitik in Österreich wegweisend ist. Die Umsetzung müsse schließlich vor Ort passieren. Aktuell reichen die Klimaschutzmaßnahmen in Österreich bei weitem nicht aus, um den nationalen Beitrag zu den 2015 gesetzten Zielen zu leisten.
Die Klimakonferenz neben den politischen Verhandlungen
Mit über 90.000 Teilnehmer:innen war die COP28 in Dubai passend zur Stadt außerordentlich groß. Im Zentrum der Konferenz stehen die vielen politischen Verhandlungen, die jährlichen Konferenzen des UNFCCC sind mittlerweile aber auch ein wichtiger Ort zur globalen Zusammenarbeit für Wissenschaft und Wirtschaft geworden. Sehr kritisch ist dabei zu sehen, dass besonders innerhalb der Green Zone - außerhalb der politischen Verhandlungsräume - auch fossile Interessen und Atomkraftfirmen mit über 2000 Lobbyisten stark vertreten waren.
Text von Sarah Louise Nash, Universität für Weiterbildung Krems und Max Nutz, GeoSphere Austria