Newsbeitrag

Ziviler Protest: Wie aktivistisch darf Klimaforschung sein?


Sind die Forderungen junger Aktivistinnen und Aktivisten überzogen? Nein, sagen Klimaforschende – und stellen sich der Frage, wie sie mit den Protesten umgehen sollen. Dass Erfolge und Enttäuschungen nahe beieinanderliegen, zeigt die kürzlich zu Ende gegangene UN-Weltklimakonferenz, die COP 27. Als historischer Fortschritt wird die Einigung auf einen Entschädigungsfonds gewertet, der besonders betroffenen Nationen nach Klimaschäden finanzielle Hilfe bietet. Während dieser lang geforderte Schritt nun gesetzt wurde, traten die Verhandlungen beim Klimaschutz auf der Stelle.

"Wir steuern derzeit auf eine Klimakatastrophe zu, die Forschung ist eindeutig", unterstreicht Huppmann, der am IPCC-Sonderbericht 2018 über die globale Erwärmung von 1,5 Grad mitgearbeitet hat. Wichtiger als die Frage, welche Form des Protests legitim sei, "ist es, über notwendige Lösungen zu diskutieren und zu fragen, weshalb dringende Maßnahmen noch immer nicht gesetzt werden". Das betrifft jene Klimaschutzziele, die von gewählten Repräsentantinnen und Repräsentanten etwa im Rahmen des Pariser Klimaabkommens gesetzt wurden. Die Forderungen junger Aktivistinnen und Aktivisten sieht er weder als überzogen noch als aus der Luft gegriffen.

"Was etwa Fridays for Future im Endeffekt fordern, ist, dass die Versprechen, die politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Paris und bei vielen anderen Konferenzen auf Basis wissenschaftlicher Evidenzen getroffen haben, auch umgesetzt werden." Angesichts dieser Bewertung fragt sich, welche Rolle und Verantwortung der Wissenschaft in einer Situation zwischen politischer Trägheit und zivilem Protest zukommt. Besonders, da sie um die potenziell verheerenden Folgen einer ungebremsten globalen Erwärmung weiß. Muss sich die Wissenschaft stärker einbringen, und darf sie das überhaupt?

"Ich finde, dass man sich als Wissenschafterin auch engagieren kann", sagt Ilona Otto. Sie beforscht am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz die sozialen Auswirkungen des Klimawandels. Jeder und jede Forschende nehme mehrere soziale Rollen ein, sie selbst sei Wissenschafterin, aber auch Mutter und Bürgerin. "Man lernt in seiner Arbeit die Risiken gewisser Vorgänge kennen, weiß, dass sie schlecht für die Gesellschaft sind, und versucht dementsprechend, die Diskussion voranzubringen." Als Beispiel nennt sie Ärztinnen und Ärzte, die sich gegen das Rauchen eingesetzt haben und für ein Rauchverbot eingetreten sind.

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Foto: EPA/Neil Hall