Die Eidgenossen werden auch ihre Grenze zu Frankreich anpassen. Auslöser sind die Renaturierung von Flüssen und eine grenzüberschreitende Tramlinie. Weil die meisten internationalen Grenzen zu einer Zeit gezogen wurden, als die technischen Hilfsmittel noch nicht weit fortgeschritten waren, sind viele von ihnen mangelhaft. Paradebeispiel ist die als "längste Gerade der Welt" bekannte, 2028 Kilometer lange Grenze zwischen Kanada und den USA entlang des 49. Breitengrades. Die in den 1870ern demarkierte Grenze weist in nördlicher Richtung Abweichungen von bis zu 175 Meter auf. Im Süden sind es bisweilen 239 Meter. Sie ist in Wahrheit die längste Zickzacklinie der Welt.
Grenzziehung ist eben nicht nur politisch, sondern auch geografisch schwierig und heikel. Neben (neu auftauchenden) Inseln sorgen vor allem Gletscher und Schneeverwehungen immer wieder für Probleme, weil man die darunter liegenden Gebirge nicht ordentlich kartografieren kann. Ohne Kammlinie – der Verbindungslinie der höchsten Punkte einer Region – und ohne Wasserscheide ist es oft schwierig zu sagen, wem ein Stück Land gehört. Vereinfacht gesagt ist es bei der Wasserscheide entscheidend, wo das Wasser am Berg hinrinnt. Gletscher haben aber die Macht, Wasser umzuleiten. Chile und Argentinien etwa teilen sich die drittlängste der Grenze der Welt. Gut ein Prozent bzw. etwa 50 Kilometer sind aber undefiniert, weil sie am Campo de Hielo Sur unter dem nicht mehr so ewigen Eis versteckt sind. Gelegentliche Zankereien wird dort eines Tages der Klimawandel lösen.
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