Newsbeitrag

CCCA Pressemitteilung: Österreich ist noch immer säumig: "Morgen ist zu spät"


Die globale Erhitzung schreitet mit all ihren Auswirkungen weiterhin nahezu ungebremst voran. Die aktuellen österreichischen Maßnahmen reichen nicht aus, um den erforderlichen nationalen Beitrag zur Emissionsreduktion und zur Stabilisierung des Klimas zu leisten. Trotz der internationalen und nationalen Verpflichtungen bleiben die Treibhausgasemissionen in Österreich auf hohem Niveau und stiegen - außer im ersten Pandemie-Jahr (2020) - in den letzten Jahren sogar weiter an. Mehr noch, mit den etwa 14,5 Milliarden Euro klimaschädlichen Subventionen, welche die österreichische Bundesregierung 2022 auf den Weg gebracht hat, wird die Erderhitzung weiter befeuert.

Die Durchschnittstemperatur stieg in Österreich in der jüngeren Vergangenheit um ca. +0,5 °C pro Jahrzehnt und liegt mit derzeit rund +2°C im Vergleich zur vorindustriellen Periode bereits ca. doppelt so hoch wie im globalen Vergleich. Weltweit steuern wir zurzeit bei Umsetzung aller versprochenen Maßnahmen auf eine Erwärmung von ca. +2,8°C in diesem Jahrhundert zu. Dieses Szenario, das eintritt, wenn nicht bald zusätzliche Maßnahmen gesetzt werden, hat erheblich negative Folgen auf unsere Lebensqualität: Wetterextreme gewinnen weltweit an Intensität, Dürren häufen sich und zuvor fruchtbare Gebiete trocknen zunehmend aus. Überschwemmungen bedrohen und zerstören immer häufiger Siedlungsgebiete. All dies hat massive Auswirkungen auf unsere Versorgungssicherheit und Gesundheit. Unsere Lebensgrundlagen sowie die wirtschaftliche Entwicklung sind gefährdet und soziale Ungleichheiten werden gestärkt.

Der Klimawandel hat sich auch in Österreich längst neben einem Umweltproblem zu einem gesellschaftlichen Problem entwickelt und die negativen Folgen sind mittlerweile vielfältig wahrnehmbar. So kam es in den vergangenen Jahren vermehrt zu Extremwetterereignissen. Das Jahr 2018 war das bisher heißeste der österreichischen Messgeschichte und es wurde mit 550 Hitzetoten (im Vergleich zu 400 Verkehrstoten) ein trauriger Rekord aufgestellt. Auch Trocken-Ereignisse nehmen zu, mit Konsequenzen für den Wasserstand von Seen und Flüssen und damit unsere Wasser- und Energieversorgung. Auch die zunehmende Schädlings-Problematik in den Wäldern ist zu einem hohen Maß dem Klimawandel geschuldet. Die Ausgaben für die Klimawandelanpassung liegen in Österreich derzeit im Schnitt bei 1 Mrd. € pro Jahr, jene für Schäden bei 2 Mrd. € pro Jahr. Diese Anpassungskosten werden sich bis Mitte des Jahrhunderts voraussichtlich mehr als verdoppeln, Schadenskosten, in Abhängigkeit der Schwere der weiteren Erwärmung, verdrei- bis versechsfachen.

Rein rechnerisch wäre eine Stabilisierung der globalen Erwärmung auf +1,5°C, wie es im Pariser Klimaabkommen festgeschrieben ist, noch möglich. Es fehlt allerdings an entscheidenden Stellen das Verständnis für die Dringlichkeit der Herausforderung und das wirtschaftliche Potential der Lösungen. Noch haben wir die Möglichkeit, gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Werden jedoch einige von der Klimawissenschaft identifizierten Kipppunkte überschritten, könnte dies zu einem Dominoeffekt führen, der in eine unkontrollierbare und irreversible Heißzeit führt. Jedes Zehntel Grad mehr erhöht diese Gefahr. 

Österreich hat sich als Mitglied der EU ambitionierte Ziele gesetzt und könnte durch einen ehrgeizigen Klimaschutz-Weg auch eine internationale Vorbildfunktion einnehmen. Als eines der Länder, das im internationalen Vergleich überdurchschnittlich viele THG-Emissionen pro Kopf ausstößt, liegt es jetzt an Österreich diesen Verpflichtungen nachzukommen. Dies fordern im Rahmen des globalen Klimastreiks am 03.03. unter dem Motto “Morgen ist zu spät” einmal mehr und völlig zurecht Protestierende ein. Auch der Vorstand des österreichischen Klimaforschungsnetzwerk CCCA steht hinter diesem Anliegen.

Das CCCA, das am Donnerstag, den 02.03.2023 ganztags in seiner Vollversammlung tagt, sieht es als seine gesellschaftliche Verantwortung, wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Bewältigung der Herausforderung des Klimawandels zu leisten und zu kommunizieren. Außerdem bietet es wissenschaftliche Beratung für politische und wirtschaftliche Entscheidungstragende. Dieser Wissenspool steht auch weiterhin bereit, um Österreich bei der Meisterung der zentralen Fragen dieses Jahrhunderts zur Seite zu stehen.

Für den CCCA Vorstand: Daniel Huppmann, Helga Kromp-Kolb, Harald Rieder, Gerhard Wotawa, Alexander Passer, Tania Berger, Anna Meyer, Hans Stötter

Presseaussendungen und Stellungnahmen des CCCA Vorstands, einzelner Vorstandsmitglieder oder Expert:innen spiegeln nicht notwendigerweise die Positionen der CCCA-Mitgliedsorganisationen wider.

PRESSEAUSSENDUNG – Mittwoch, 01.03.2023 Kontakt: Heide Spitzer, Tel. +43 (0) 664 856 51 48, E-Mail heide.spitzer@ccca.ac.at

Foto Markus Spieske