Newsbeitrag

Neue Attributionsstudie: Klimawandel fordert viele Todesopfer


Eine kürzlich veröffentlichte Attributionsstudie mit dem Titel "10 years of rapidly disentangling drivers of extreme weather disasters" zeigt, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel in den letzten 20 Jahren zu einer Verschärfung von Extremwetterereignissen geführt hat, was über 570.000 Todesopfer zur Folge hatte. Die Forscher nutzten Wetterdaten und Klimasimulationen, um den Zusammenhang zwischen Klimakatastrophen und dadurch zu Tode gekommenen Menschen zu untersuchen. Besonders auffällig ist, dass vier der zehn ereignisreichsten Wetterkatastrophen in Europa stattfanden. 

Die Studie betont auch, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer wahrscheinlich höher liegt, da nur die offiziell gemeldeten Fälle berücksichtigt wurden. Die Experten warnen vor einer Zunahme und Intensivierung von Extremwetterereignissen in der Zukunft und fordern verstärkte Bemühungen im Klimaschutz und im Hochwasserschutz, bessere Frühwarnsysteme, Schutzdämme, Begrünung in den Städten und Renaturierung von Flüssen.

Im Sommer 2003 führte eine verheerende Hitzewelle in Europa zu mehr als 70.000 Todesopfern. Dies war ein beunruhigender Beweis dafür, dass der Klimawandel keine abstrakte und ferne Bedrohung der Zukunft ist, sondern eine Realität, die hier und jetzt das Leben der Menschen fordert. Ein Jahr später wiesen Stott et al., 2004 nach, dass die Hitzewelle tatsächlich durch den vom Menschen verursachten Klimawandel noch heißer und wahrscheinlicher gemacht wurde, hauptsächlich durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas.

In den folgenden Jahren ereigneten sich weltweit weiterhin äußerst tödliche Wetterereignisse. Zum Beispiel forderte allein der tropische Wirbelsturm Nargis 2008 in Myanmar über 100.000 Menschenleben und zerstörte ganze Landesteile. 

Infolge dieser Entwicklungen wurde die World Weather Attribution (WWA) Initiative im Jahr 2014 gegründet, um wissenschaftliche Beweise dafür zu liefern, ob und inwieweit der Klimawandel unmittelbar nach katastrophalen Ereignissen eine Rolle gespielt hat. In den letzten zehn Jahren hat die WWA Protokolle entwickelt, die eine schnelle Bewertung verschiedener Arten von Extremwetterereignissen auf der ganzen Welt ermöglichen. Die Gruppe überwacht weltweit extreme Ereignisse und verwendet festgelegte Kriterien, um zu entscheiden, welche Ereignisse untersucht werden sollen. Für jede Studie arbeiten die WWA-Wissenschaftler mit lokalen Experten und/oder nationalen meteorologischen Agenturen zusammen. Anschließend verwenden sie Wetterbeobachtungen, Klimamodelle und Expertenliteratur, um zu analysieren, wie der Klimawandel das Ereignis beeinflusst hat und welche Elemente vor Ort ein Wetterereignis zu einer humanitären Katastrophe gemacht haben.

Über die zehn Jahre seit der verheerenden Hitzewelle von 2003 wurden unzählige Informationen gesammelt und dadurch analysiert, wie der Klimawandel extreme Wetterereignisse anheizt und welche Verwundbarkeiten und Expositionsfaktoren diese Gefahren zu Katastrophen machen.

Die Ereignisse umfassen drei tropische Wirbelstürme im Indopazifik (Sidr, Nargis und Haiyan), vier Hitzewellen in Europa, zwei starke Regenfälle (einen in Indien und einen im Mittelmeerraum) und eine Dürre am Horn von Afrika. Zusammen verursachten diese Ereignisse über 570.000 Todesfälle, und in allen von ihnen finden sich die Fingerabdrücke des Klimawandels. Es ist die Verwundbarkeit und die Exposition der Bevölkerung, die meteorologische Gefahren zu humanitären Katastrophen werden lassen. 

Download der Studie: 10 years of rapidly disentangling drivers of extreme weather disasters (81 Seiten, 2.9 MB)

 

© Peter Schmidt